Mitglied im  Bayerischen Sängerbund  und  Deutschen Chorverband

Auszug aus der Vereinschronik

Tagesausflug

Sonntag, 16.7.2023. Der MGV ging mit insgesamt etwa vierzig Personen per Bus auf Vereinsausflug nach Pappenheim, Wemding und Nördlingen. Der Schriftführer schrieb folgenden Bericht, der gekürzt und zusammengefasst mit einem Bericht zum Sommerfest am 26.7. im Donaukurier erschien (hier ungekürzt):

"Heilige Wochen" herrschen derzeit beim Beilngrieser Männergesangverein, wie man dort die ungewöhnliche Häufung von Auftritten bei Messen und Andachten einordnet. Gerade erst war man in Mindelstetten gewesen, um dort zusammen mit der Katholischen Arbeitnehmerbewegung Beilngries dem Grab Anna Schäffers einen Besuch abzustatten und die Heilige mit einem Gottesdienst zu würdigen. Demnächst wird ein Dankgottesdienst anlässlich der Goldenen Hochzeit eines Sangesbruders gestaltet werden und nun, kurz nach dem Ausflug nach Mindelstetten, hatte der Verein Gelegenheit, eine Wallfahrtsandacht in Wemding gesanglich zu gestalten. Der Auftritt in der Wallfahrtskirche Maria Brünnlein war Fix- und Höhepunkt des Tagesausfluges, den die Sänger zusammen mit ihren Partnerinnen und weiteren Gästen unternahmen. Eingebettet hatten die Organisatoren, Chorleiter Alois Vieracker und Kassier Lothar Rausch, diesen Programmpunkt in zwei Stadtführungen, zunächst in Pappenheim und nachmittags in Nördlingen.

Sehr viel Interessantes erfuhren die Ausflügler in Pappenheim über die Geschichte der Stadt, wo man dem Helden des Dreißigjährigen Krieges, Gottfried Heinrich zu Pappenheim, noch in jüngerer Zeit ein Denkmal gesetzt hat, angereichert mit Anekdoten wie über den Geruch von Abortgruben, worauf der Spruch "daran erkenne ich meine Pappenheimer" zurückgehen soll. Auch erläuterte der Stadtführer, warum der sizilianische Herrscher Hierion im Stadtwappen fälschlich als Schwarzer abgebildet ist, was klar den Rassismusverdacht widerlege. Leider meinte er, dabei ausgerechnet das N-Wort verwenden zu dürfen. Besichtigt wurden unter anderem zwei einzigartige Kirchen, zunächst die Weidenkirche der Evangelischen Jugend in Bayern, die seit sechzehn Jahren langsam in die Höhe wächst, und später die uralte, karolingisch-romanisch-gotische Galluskirche, die im Kern aus dem 9. Jahrhundert stammt. Über ihren eigenen Fluss, die Altmühl, erfuhren die Beilngrieser von ihrem Stadtführer, der auch Vorsitzender eines Wasserzweckverbandes ist, dass dieser extrem langsam fließt und es sich um den längsten Fluss Deutschlands handelt, der im selben Bundesland entspringt und mündet.

Nach anfänglich wechselhaftem Wetter in Pappenheim mit ein paar leichten Schauern wurde es in Wemding zunehmend wärmer und sonniger. Nach dem anstrengenden Kulturprogramm am Vormittag stärkten sich die Sänger und Begleiterinnen in der Wallfahrergaststätte für die bevorstehende Andacht, die von dem aus Hirschberg stammenden Wallfahrtsrektor Norbert Traub gehalten wurde. Der Chor sang "Blagoslovi, dushe moia, Gospoda", "Sei gegrüßt, Maria!", "Du großer Gott" und "Sancta Maria". Chorleiter Vieracker bestätigte später die angebrachten Warnhinweise, dass der vibrierende hölzerne Resonanzboden auf der Orgelempore selbst eine schwierige Akustik erzeugt. Mit der gesanglichen Leistung und Darbietung waren Sänger sowie Kirchenbesucher recht zufrieden. Pfarrer Traub bat die Beilngrieser am Ende der Andacht, die Heimat zu grüßen.

Auf einen weiteren Kulturhöhepunkt durfte man sich in Nördlingen freuen. Die Stadtführerin zeigte sich selbst auf detaillierte Rückfragen geschichtlich sattelfest, als sie die außerordentliche Entstehungsgeschichte der Stadt erläuterte, bei der der römisch-deutsche König Ludwig der Bayer, später Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, eine entscheidende Rolle spielte. Sehr anschaulich vermochte sie es, in das mittelalterliche Nördlingen mit seiner Sozialstruktur zwischen Ackerbürgern, Gerbern und Färbern zu entführen. Die Sänger werden sich fortan immer an ihre Mahnung erinnern, mit dem heutigen, vergleichsweise bescheidenen Reisegepäck ihrer Partnerinnen zufrieden zu sein angesichts der Umstände, die der Schwedenkönig Gustav Adolf infolge der Begleitung durch seine Gemahlin Maria Eleonora erdulden musste. Sein Kriegszug sei durch einen riesigen Tross seiner Gemahlin, bestehend aus Kutschen von Dutzenden Hofdamen, sowie Fahrzeugen für Gesinde und unzähliges Gepäck, dermaßen verlangsamt worden, dass er täglich nur wenige Kilometer vorangekommen sei. Kurzerhand habe der genervte Kriegsherr seine Frau samt Anhang in Nördlingen zurückgelassen. Noch anschaulicher wurden die Schilderungen der Stadtführerin, als sie die bekannte Naturkatastrophe des Meteoriteneinschlags, die das Nördlinger Ries formte, schilderte. Die Zuhörer hatten dabei in einem Raum Platz genommen, in dem deutsche Raumfahrer regelmäßig in Geologie geschult werden. Einer der Zuhörer sitze gerade auf dem Stuhl, auf dem schon Alexander Gerst gesessen habe. Nach dem imaginären Gestank von Gerbergassen und erdrückenden Naturgewalten war es, inzwischen bei bestem Wetter, Zeit, sich in einem einladenden Gastgarten für die Rückfahrt nach Beilngries zu stärken.

>>> Donaukurier: Marienlob in der Wallfahrtskirche und gesangliche Liebeserklärungen

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